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Über NLP und das Modellieren von Metaphern

Bisher haben wir NLPler Erfolge, Besonderheiten, außergewöhnliche Strategien modelliert. Dabei haben wir Modelle entwickelt, die erst bei uns, dann bei anderen funktionierten. T-O-T-E - Test Operate Test Exit, wie Robert Dilts und Judy DeLozier sagen. Auch ich habe Methoden & Modelle gesammelt, aneinandergereiht un dann für meine Klienten und mich selbst genutzt. So dachte ich, sei das auch mit Clean Language: Ein paar neue Basisfragen, ein Methodengerüst zur Anwendung, fertig. Doch ich hatte mich getäuscht. Clean Language & Symbolic Modelling ist eine der effizientesten und effektivsten systemischen, lösungsorientierten Coaching- und Therapiemethoden, die ich kenne. Aber dafür musste ich als NLPler mehr umlernen als ich erwartet hatte.

NLP Zauberei

"Du hast da ein Problem und keine Lösung?" - kein Problem: ein bisschen Timeline, ein bisschen 6-step-reframing, ein bisschen Hypnotherapie, ein bisschen Fast Phobia Cure und ´schnipp´ Dein Problem ist gelöst. Ich war und bin fasziniert von NLP. Ich als Coach habe mit NLP mächtige und hilfreiche Tools in der Hand.

Erste Begegnung mit Clean Language

1999 in Californien Santa Cruz begegnete ich Clean Language zum ersten Mal - und wenn ich Wendy Sullivan nicht schon vorher gekannt hätte -  wegen des Titels "Clean Language" wäre ich nicht zu ihrem Vortrag gegangen. Die Methode klingt, als müsste ich an meinem Sprachstil feilen. Vielleicht ist das was wie das Milton Meta Model? Oder eine hypnotherapeutische Interventionstechnik?
Ich wurde eines anderen belehrt. Clean Language steht sehr viel mehr für "sauberes Zuhören". Anders als Richard Bandler und John Grinder Ihren Modellen Satir, Erickson und Perls zugehört hatten. Es ist ein Zuhören, während man gleichzeitig mit dem Klienten arbeitet.  Als Clean Language Facilitator höre ich den Worten meines Gesprächspartners wörtlich zu, auch seinen Gesten, seinen Blickrichtungen, seinen Tönen, Geräuschen, Betonungen. Und ich wiederhole diese Informationen des Klienten genau und exakt. Dabei musste ich gleichzeitig klassisches "Spiegeln" und auch den "Rapport" wieder verlernen. Ich selbst bleibe draußen aus der Welt des Klienten. Clean ist auch, dass ich meine Ideen, Vorstellungen, Lösungsvorschläge, Hypothesen bei mir lasse und den Klienten nicht aktiv beeinflusse.

Umlernen

Das war für mich als NLPler eine schwierige Aufgabe. Hatte ich doch mit all meinen Methoden immer eine eigene Idee oder einen methodischen Vorschlag, wie ich den Coaching-Prozess abkürzen könnte.
Wurde der Coachingprozess durch Clean Language länger? Nein keineswegs, denn nun stand ich nicht mehr zwischen dem Klienten und dessen eigenen Lösungen. Ich modellierte mit dem Klienten zusammen dessen Lösungsweg aus ihm heraus.

Metaphern als Lösungsweg

Der Schlüssel zu diesen neuen Lösungen des Klienten waren Metaphern, die der Klient selbst verwendet hatte. Nicht ich bin es, der die Metaphern zu hypnotherapeutischen Interventionen zusammenbaut. Es ist der Klient selbst, der diese Metaphern bei sich und in sich trägt. Bis zu sechs Metaphern verwenden wir pro Minute. Manche sind implizit in unseren Worten und Sätzen eingebaut, manche explizit ausgedrückt. Und wenn die Sprache des Klienten zu konzeptionell ist, so gibt es mit Clean Language ein paar einfache Möglichkeiten, den Klienten dabei zu unterstützen, selbst eine Metapher zu kreieren.

The Map is not the Territory

Die Ergebnisse und Lösungen waren für mich - und oft auch für den Klienten - überraschend und zielführend nachhaltig. Viele meiner Klienten haben noch 10 Jahre nach einem Coaching den Lösungsprozess und die wirkungsvolle Lösung in guter Erinnerung.

Wenn sich ein Teil der Metapherwelt ändert, verändert sich der Klient

Modelliert man die Metaphern mit Clean Language & Symbolic Modelling, so entdeckt man, dass die vom Klienten verwendeten Symbole und Metaphern des Klienten zusammenhängen und oft auch in körperlichem Bezug zu diesem stehen. Modelliert man die Metaphern und die Zusammenhänge und bringt man diese mit einer lösungsorientierten Ausgangsfrage in Bezug ("Und was möchtest Du gerne, das[s] geschieht?"), so entwickelt die Metaphernwelt des Klienten eine eigene Lösungswelt mit und für diesen.
So werde ich als Coach zum Werkzeug meines Klienten und greife nicht mehr steuernd ein, sondern bleibe beim Modellieren, beim genau Hinschauen und Hinhören und stehe staunend neben dem Lösungsprozess, wie der Klient selbst nachhaltige, wirkungsvolle Lösungen entwickelt.

Erste Veröffentlichung dieses Blogs

Dieser Blog wurde geschrieben und veröffentlicht für einen Blog in einer NLP-Gruppe in Xing.

Autor dieses Blogs

Hans-Peter Wellke

Bildrechte

Pfau: (Ausschnitt und Vollbild) By Koppi2 (Self-photographed) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons